Michael Jary (24.09.1906 Laurahütte ; Polen / 12.06.1988 München)

Michael Jary wurde am 24.09.1906 bei Kattowitz in Oberschlesien als Maximilian Michael Andreas Jarcyk geboren. Er war das erste Kind von Anna und Hugo Jarcyk, wurde streng katholisch erzogen und sollte später Priester werden.

So kam er dann auch im Alter von zehn Jahren als Zögling zu den Steyler Missionaren in das Kloster Heiligkreuz bei Neiße. Dort sollte er nicht nur auf seine Zukunft als Missionar vorbereitet werden, ihm begegnete auch die Musik in Form von Marienliedern und gregorianischen Gesängen. Fast wäre er ein guter Katholik geworden, hätte er nicht vorher „Gott sei Dank“ seine Liebe zur Musik entdeckt.

Mit 18 Jahren kehrte er dem Kloster den Rücken und besuchte das Konservatorium in Kattowitz. Nebenbei leitete er einen Arbeiterchor und wurde zweiter Kapellmeister an den Theatern in Neiße und Plauen. Maximilian Jarcyk komponierte auch bald erste eigene Kammermusikwerke.

Als angehender Komponist war es ihm dann auch vergönnt seine Musik mit Rundfunkmusikern „live“ über den Äther des Senders schicken zu dürfen.

Aber Jarcyk wollte mehr, was in der damaligen Zeit meistens Berlin bedeutete. Er bewarb sich also 1929 an der Staatlichen Musikhochschule Berlin, durchlief das Auswahlverfahren und wurde Student in der Kompositionsklasse bei Hindemith, Schönberg und Strawinsky. Nebenbei arbeitete er als Pianist in Cafés und Kinos.

Jarcyk wird aber keinen Erfolg mit der Zwölftonmusik haben, im Gegenteil.Beim Hochschul-Abschlußkonzert im Februar 33 dirigierte er sein Konzert für 2 Klaviere, Trompete und Posaune und wurde von Mitgliedern des „Kampfbundes für deutsche Kultur“ ausgebuht und als „polnischer Jude“ diffamiert.Auch der neue Direktor des Stern’schen Konservatoriums, Paul Gräner, ließ an der Komposition von Jarcyk nichts Gutes dran. Er bezeichnete das Abschlußkonzert als „intellektueles Musikgestammel eines polnischen Juden“.

Maximilian Jarcyk zog aus diesem Erlebnis natürlich Konsequenzen. Er tauchte unter, arbeitete im Bereich der leichten Muse.Unter den Pseudonymen Jackie Leeds und Max Jantzen schrieb er Chansons und Arrangements, bis er seinen ersten Filmvertrag unterschreiben mußte. Aus Maximilian Michael Andreas Jarcyk wurde (ob mit oder ohne Hilfe eines Freundes, das sei dahin gestellt) Michael Jary, denn in den 30er Jahren mit einem polnischen Namen Karriere zu machen, schien ziemlich unmöglich.

Aus dem Geheimtip wurde bald der begehrte Komponist Michael Jary. Mit dem Texter Bruno Balz zusammen, seinem Nachbar, werden in den folgenden Jahren unzählige bekannte Schlager entstehen.

Um Haaresbreite wäre Deutschland damals fast um einen großartigen Unterhaltungskünstler ärmer geworden. Eine Einladung des Schweizer Dirigenten Ernest Ansermet nach Genf scheiterte nur durch die verweigerte Ein- bzw. Ausreise der beiden Behörden.

So blieb Jary nichts anderes übrig, als weiterhin Filmhits für die Ufa zu produzieren, was er dann auch mit großem Erfolg tat.

Michael Jary blieb bis Anfang der 60er Jahre aktiv, bevor er sich wieder mehr und mehr der ernsten Muse widmete.